Das aktuelle Projekt "Halbmond & Stern"(BIG little ASIA project) verbindet den Supernova-Sound mit türkischer Musik.
Längst ist die Musik der Türkei zu einem Teil der Ruhrgebiets-
kultur geworden. Man hört sie an allen Ecken, wenn auch oft eher zufällig bei einem Strassenfest, beim Picknick auf den Ruhrwiesen oder in der Imbissstube.
Gemeinsam mit den Bandleadern Klare und Eisold wird
Ahmet Bektas die Musik zu Halbmond & Stern entwickeln.
Für das Projekt Halbmond & Stern hat Supernova Gäste aus der türkischen Musikszene eingeladen:
die Sängerin
Kevser Kaya, den Dortmunder Saxophonisten und Ney Spieler (türkische Flöte) Ertugrul Coruk und den Perkussionisten Fethi Ak aus Gelsenkirchen
Termine:

28.Juni 2003 Kemnade International, Bochum (23.00)

23. Juli 2003 Hagen open art Konzertmuschel Volkspark (20.00)

25.Sept. 2003 Velbert -Langenberg
Neue Kirche Donnerstr. (20.00)

12.Oktober 2003 Mülheim/Ruhr
Museum Alte Post (17.00)

weitere Termine in Planung

Das türkische Projekt "Halbmond & Stern" vereint die besten Elemente dieser Musikkulturen zu einem rauschenden Fest. Die geballte Kraft des Supernova-Orchesters fusioniert mit einer Gruppe türkischer Musiker. Die vielfachen Facetten grossorchestraler Pop- und Jazzkultur verbinden sich mit den mikrotonalen und polyrhythmischen Strukturen aktueller und traditioneller türkischer Musik. Es entsteht ein schillernd exotisches Klangspektakel, das durchaus auch tanzbar ist.
Mit dem Oud Spieler (türkische Kurzhalslaute) Ahmet Bektas hat SUPERNOVA einen türkischen Ruhrgebietsmusiker in den eigenen Reihen. Seine Arbeit mit Gruppen wie Radio Ethopia, Turqoise, Common Language oder dem Flamenco Gitarristen Rafael Cortez weisen ihn als einen stilistisch offenen, dabei seinen Wurzeln stets treu bleibenden, Virtuosen aus.
Halbmond & Stern wird gefördert mit Mitteln des
Ministeriums für Städtebau und Wohnen,
Kultur und Sport des Landes NRW

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:

Antje Grajetzky

Haderslebenerstr. 11

44789 Bochum

0234/3253449

presse.jazzwerk@web.de

Premiere:

28.06.2003
18.00 Uhr Bühne II
Kemnade International 27. – 29.06 2003
Wasserburg Kemnade
An der Kemnade 10
Veranstalter: Stadt Bochum
in Zusammenarbeit mit der Stadt Hattingen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis
Infotelefon 0234-9103951
Kleine Einführung in die Türkische Musik

Es heißt, dass türkische Ohren 1543 erstmals westliche Musik hörten, als der französische König Franz I. eine Gruppe von Musikern an den osmanischen Hof aussandte. Jedoch entschied Sultan Süleiman der Prächtige, dass diese Musik den ausdrucksvollen Geist der türkischen Musik verderben würde und schickte sie heim. Die türkische Antwort war die Aussendung der Janitscharen-Gruppen vor die Wiener Stadttore. Die musikalische Wirkung war größer als die militärische: Komponisten wie Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart oder Ludwig van Beethoven ließen sich von der Alla-Turca-Musik inspirieren.
All das ist längst Geschichte und türkische Musik war und ist viel mehr als Janitscharen Musik. Es gibt sowohl eine reiche Volksmusiktradition „Halk Müzigi“ als auch eine bis ins 13. Jhd. zurück reichende klassische Musikkultur. Und natürlich gibt es auch die türkische Popmusik. Interpreten wie Sezen Aksu und Tarkan stehen seit Jahren auf den Playlists der deutschen Dancefloors.

Zur Volksmusik zählt die Dorfmusik, die kurdische Musik, die Musik der Aschiken und Türkü, eine Mischung aus allen Musiktraditionen der Türkei. Dorfmusik wird vor allem bei Hochzeiten und jährlich wiederkehrenden Festen zum Tanz gespielt. Das Ensemble besteht meist aus Davul-Trommeln, Zurna (Oboe) und Klarnet (Klarinette).
Eine sehr alte noch lebendige Musiktradition ist die Musik der Aschiken. Diese Dichtermusiker aus Anatolien zogen etwa seit dem 10. Jhd. in der anatolischen Hochebene umher. Sie haben die Musik zu den Texten legendärer Dichter wie Yunus Emre, Pir Sultan Abdal und Sefil Ali komponiert. Die Aschiken sind Alewiten, die Weisheit und Wärme miteinander kombinieren und zudem Einigkeit, Verständnis und Gleichheit zwischen Männern und Frauen unterstreichen. Ihre Lieder begleiten sie auf dem Saz, einer Langhalslaute mit drei Saitenpaaren, die angeblich die Dreifaltigkeit des moslemischen Glaubens darstellen: Allah, Mohamed und Ali.
Zur aktuellen türkischen Musik zählen neben der Rock- und Popmusik noch Varianten wie Arabesk, die ihren Namen den vorwiegend arabischen Melodien verdankt und Fasil, eine Diskoversion der klassischen türkischen Musik mit Einflüssen der Roma-Kultur.
In der ersten Hälfte des 15 Jahrhunderts entstand am Hofe des Sultan Murat II. ein Zentrum für Literatur, Musik und islamische Wissenschaften. Die Werke von Komponisten wie Abdüladir Meragi (gestorben 1435), Köcek Dervis, Mustafa Dede, (17. Jhd.) oder Ismail Dede Efendi (!8. Jhd.) sind in Noten überliefert. Die klassische Musik geht zurück auf den Derwisch-Orden der Mewlewi, die auch als tanzende Derwische bekannt sind. Die im 13. Jhd. von Jelaleddin Rumi gegründete Mewlewi-Bewegung nutzte die Musik als meditatives und spirituelles Mittel. Das Ritual umfasst einen Tanz voll wirbelnder Drehbewegungen. Die Musik wird von der Ney dominiert, eine Längsflöte aus Rohr, die in der türkischen Musik eine mystische Rolle spielt und von Tanbur (türkische Langhalslaute), Rebab (Dornfidel oder Stachelgeige) und Perkussionsinstrumenten unterstützt.
Die klassische türkische Musik basiert auf einer eigenen Musiktheorie. Wie es in der europäischen Klassik Tonarten gibt, hat die türkische Musik Maquamat. Jedoch wird die Tonfolge eines Maquam aus einer in 24 Stufen aufgeteilten Oktave abgeleitet, also ein vierteltöniges Tonsystem. Ein Maquam ist weniger eine Tonleiter im europäischen Sinne, sondern vielmehr eine melodische Gestalt. Die zum Beispiel auf der Oud (arabisch-türkische Langhalslaute) improvisierte Darstellung eines Maquam ist ein herausragendes Genre der türkischen Musik. Kennzeichnend ist ein musikalisches Denken in Melodieformen anstatt in Tönen und der kunstvolle Wechsel der melodischen Gestalten (Maquamat). Außer an einen Maquam ist jede Komposition auch an ein bestimmtes rhythmisches Muster „usul“ gebunden, das auf Perkussionsinstrumenten geschlagen wird.

Selbst diese flüchtige Skizze türkischer Musikkulturen lässt erahnen, wie vielfältig und diffizil diese Musik ist. Mit Halbmond & Stern lädt Supernova auf eine Reise in unendliche musikalische Dimensionen ein.

Antje Grajetzky

HOME